Blutsenkungsgeschwindigkeit erhöht, BSG zu hoch
Die Blutsenkungsgeschwindigkeit bzw. der BSG-Wert gehört neben dem CRP-Wert (C-reaktives Protein) und den Leukozyten zu den "Entzündungswerten" (auch Entzündungsindikatoren). Die Blutsenkung ist allerdings unspezifisch, weil abweichende Werte vielfältige Ursachen haben können. Zudem ist er relativ ungenau, da die Normwerte von vielerlei Faktoren abhängen (Alter, Geschlecht). Die Ermittlung der Blutsenkung ist daher immer im Zusammenhang mit weiteren Blutwerten zu sehen und dient vor allem der Verlaufskontrolle.
Ein erhöhter BSG-Wert zeigt an, dass möglicherweise (!) eine akute oder chronische Entzündung vorliegt. Ursache der Entzündung kann sein:
- Infektionen aller Art
- Gewebeschäden
- Tumorerkrankungen
- Amyloidose (krankhaft fehlgebildete Proteine)
Bei BSG-Werte von mehr als 100 mm pro Stunde ist eine der folgenden Ursachen zu prüfen:
- akute, schwere Infektion
- Autoimmunerkrankungen, z.B.
- entzündlich-rheumatische Muskelerkrankung (Polymyalgia rheumatica)
- Kopfschmerzen in der Schläfenregion (ev. durch Arteriitis temporalis)
- Tumore
Der Wert ist nicht eindeutig, weil zum Beispiel bei folgenden Ursachen die Blutsenkung erhöht sein kann - ohne Entzündung:
- Schwangerschaft
- verschiedene Anämie-Arten (zu wenig Erythrozyten), z.B.
- Nierenerkrankungen (siehe Nierenwerte)
- Adipositas (Fettleibigkeit)
- Medikamente, z.B. Heparin zur Vorbeugung und Behandlung von Thrombosen
Da der Wert unspezifisch ist, wird er in der Regel mit weiteren Blutwerten abgeglichen. Das sind vor allem die Entzündungswerte CRP oder Leukozyten.
Warum wird die Blutsenkung gemessen?
Die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) - kurz Blutsenkung, auch Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BKS) oder Blutsenkungsreaktion (BSR) ist eine einfache Methode der Blutuntersuchung. Sie zeigt an, wie schnell die Erythrozyten in einer Blutprobe absinken. Dabei wirken zwei Kräfte: zum einen ist das spezifische Gewicht von Erythrozyten mit rund 1,1, g/ml höher ist als das des wässrigen Blutplasmas (rund 1,0 g/ml). Zum anderen tragen Erythrozyten auf ihrer Oberfläche negative Ladungen. Beides zusammen bewirkt, dass die Erythrozyten nur relativ langsam absinken. Bei Entzündungen verändern bestimmte Blutproteine die Landungen - mit der Folge, dass die Erythrozyten schneller absinken.
BSG-Normalwerte
Bei den Normwerten der Blutsenkung wird in aller Regel nach Geschlecht und Alter differenziert. Die Angaben sind häufig mit "nach Westergren" (n. W.) gekennzeichnet. Der Schwede Alf Westergren hat die Messung gemeinsam mit seinem Kollegen Robin Fåhræus im Jahr 1921 durch Standardisieren der Messskala sowie Zugabe von Natriumcitrat verfeinert.
Die Normalwerte bei gesunden Menschen unter 50 Jahre betragen:
- Männer: bis zu 15 mm pro Stunde n. W.
- Frauen: bis zu 25 mm pro Stunde n. W.
Für Gesunde über 50 Jahre und für Schwangere gilt:
- Männer: bis zu 20 mm pro Stunde n. W.
- Frauen: bis zu 30 mm pro Stunde n. W.
Quellen
- Klinische Chemie und Hämatologie, 9. Aufl. 2019, Klaus P. Kohse (Hrsg.), Thieme Verlag, Seite 408 folgend
- Lehrbuch der Physiologie, Rainer Klinke und Stefan Silbernagl, Georg Thieme Verlag, Seite 193 folgend
- Naturheilpraxis heute, Elvira Bierbach (Hrsg.), 5. Auflage 2013, Seite 868 folgend
- Wikipedia: Blutsenkungsreaktion, https://de.wikipedia.org/wiki/Blutsenkungsreaktion