Leberwerte zu hoch - was bedeutet das?
Wenn die Leberwerte zu hoch sind, deutet vieles auf eine Schädigung der Leber oder der Gallenwege hin. In den meisten Fälle ist nicht nur ein Wert unregelmäßig, sondern gleich mehrere. Erhöhte Leberwerte sind in aller Regel ein Signal, dass man seine Ernährungsgewohnheiten umstellen muss (z.B. Alkohol, fettreiche Nahrung), dass man von einer akuten Infektion betroffen ist (Hepatites = Leberentzündung) oder dass ein Problem mit den Gallenwegen vorliegt.
Leberenzyme zu hoch
Da sind zunächst die sog. Leberenzyme. Enzyme sind Biokatalysatoren, die Soffwechselprozesse im Körper regulieren. Sie werden entweder in der Leber hergestellt und dann ans Blut abgegeben - oder sie kommen überwiegend in den Leberzellen vor. Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass einige Leberenzyme auch sin anderen Zellgeweben vorkommen können (z.B. Muskeln, Herzmuskel etc.).
- Der GPT-Wert, auch ALAT bzw ALT, gilt als der einzige "echte Leberwert", weil das Enzym Alanin-Aminotransferase (veraltet: Glutamat-Pyruvat-Transaminase) fast ausschließlich in den Leberzellen vorkommt (die Konzentration ist hier ca. 10 mal höher als in Muskel- oder Herzmuskelzellen). Wenn Leberzellen zerstört werden, wird GPT / ALAT freigesetzt - der Blutwert GPT / ALAT ist dann erhöht bzw. zu hoch.
- Ähnlich verhält es sich mit dem GOT-Wert auch ASAT bzw. AST. Allerdings kommt dieses Enzym eben auch in den (Skelett-)Muskeln oder Herzmuskeln vor. Insofern zeigt ein erhöhter GOT-Wert nicht zwingend einen Leberschaden an.
Die beiden zuvor genannten Enzyme kommen im Inneren der Zellen vor. Wenn solche Zellen zerstört sind, werden die freigesetzten Enzyme ins Blut ausgeschwemmt, wo sie sich als erhöhter Wert messen lassen.
- Der dritte wichtige Wert Gamma GT (Enzym Gamma-Glutamyl-Transferase) befindet sich nur in den Zellmembranen (Zellwand). Schon bei einer leichten Schädigung von Zellstrukturen ist der Gamma-GT-Wert also erhöht. Allerdings kommt Gamma GT in vielen verschiedenen Zellen unterschiedlicher Gewebestrukturen vor - keineswegs nur in den Leberzellen. Ein erhöhter Gamma-GT-Wert zeigt also an, dass Zellen (unkontrolliert) zerstört werden, allerdings ohne genau sagen zu können, welches Organ betroffen ist.
Vor allem Gamma GT reagiert sehr empfindlich auf Alkohol-Konsum. Wenn der Wert zu hoch ist, wird eine Ärztin oder ein Arzt also zuerst danach fragen. Allerdings kann der Wert auch schon nach einer einmaligen rauschen Party erhöht sein, ohne dass es sofort zu bleibenden Leberschäden käme - dann sind die anderen beiden Werte normal.
Wenn alle drei der zuvor genannten Werte erhöht sind, lässt sich mit über 90%iger Wahrscheinlichkeit eine Schädigung der Leber diagnostizieren. Allerdings will man natürlich auch wissen, was die Ursache der erhöhten Leberwerte ist und in welchem Stadium der Erkrankung sich die Leber befindet.
Ursache erhöhter Leberwerte
Als Ursachen kommen verschiedene Erkrankungen in Frage:
- Leberentzündung (Hepatitis)
- Infektionen (bakteriell, viral, parasitär)
- Alkohol
- Drogen
- andere Gifte (z.B. Pilze etc.)
- alkoholbedingt (AFLD = Alcoholic fatty liver disease)
- nicht-alkoholbedingte (NAFLD = Non-alcoholic fatty liver disease)
- alkoholbedingt (ASH = Alkoholische Steatohepatitis)
- nicht-alkoholbedingte (NASH = Nichtalkoholische Steatohepatitis)
- Gallensteine
- Gallengrieß
- Primär sklerosierende Cholangitis (PSC), selten
Um die Ursache aufzuspüren, kann man weitere Werte zur Differentialdiagnose hinzuziehen.
Hepatitis (Leberentzündung)
- Bei einer infektiösen Erkrankung sind meist auch andere Zellen der Immunabwehr (Leukozyten) erhöht. Zudem lassen sich die Erreger im Blut mit Hilfe von speziellen Antikörper-Tests nachweisen (Antikörper gegen Hepatitis A,B,C,D und E, auch HBs-Antigen).
- Bei einer Vergiftung ist - je nach Art des Auslösers - auch die Anzahl der Granulozyten unregelmäßig (ebenfalls Immunabwehr).
- Der GLDH-Wert zeigt die Konzentration von Glutamatdehydrogenase im Blut an. Dieses Enzam kommt nur in den Mitochondrien von Zellen vor, also quasi noch einmal durch eine Zellwand geschützt. Ein erhöhter Wert gilt daher als Indikator für eine starke Zerstörung vieler Zellen bzw. großflächigen Zellgeweben. Allerdings liegt die Verfallszeit von GLDH unter 18 Stunden - danach ist sie nicht mehr messbar. Ein erhöhter GLDH-Wert kommt also nur bei akuten Erkrankungen vor, z.B. akute Vergiftung (z.B. Pilze oder Medikamente).
- Eine sog. Fettleber kann sowohl alkohol-bedingt sein als auch ohne regelmäßigen Alkoholkonsum auftreten. Häufig geht sie einher mit Übergewicht, das auf Bewegungsmangel und ungesunder Ernährung beruht. Daher sind die Blutfette hier auch meist erhöht, siehe Triglyceride und Cholesterin.
- Das Enzym Cholinesterase wird in der Leber hergestellt und dann ins Blut abgegeben. Daher deutet ein verminderter (!) ChE-Wert darauf hin, dass mit den Leberzellen etwas nicht in Ordnung ist. Allerdings ist ChE rund 14 Tage lang im Blut aktiv. Man kann damit also schwerlich akute Erkrankungen erkennen - der Wert wird eher für die Langzeitbeobachtung herangezogen, um zu erkennen, ob sich die Leberzellen wieder regenerieren.
Verengung der Gallenwege
Bei Verdacht auf eine Verengung der Gallenwege, die häufig mit schmerzhaften Koliken einhergeht, bringt in aller Regel eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) Klarheit.
- Zudem sind hier auch meist die Bilirubin-Wert erhöht (direktes, konjugiertes Bilirubin). Bilirubin ist das Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, dass 90 Prozent der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) ausmacht. Nach 120 Tagen werden die Erythrozyten abgebaut, vorrangig in der Milz. Dabei entsteht Bilirubin. Von dort aus gelangt es als indirektes, unkonjugiertes Bilirubin über die Blutbahn in die Leber. Hier wird es in direktes, konjugiertes Bilirubin umgewandelt und gelangt über die Gallenwege in den Darm. Wenn die Gallenwege verstopft oder verengt sind, gelangt dieses Bilirubin in die Blutbahn und sorgt für eine gelbliche Verfärbung (zunächst der Augen, dann der Haut, schließleich aller Organe) - das ist die sog. Gelbsucht (Ikterus). Ein erhöhter Bilirubin-Wert bzw. ein erhöhter Wert für direktes, konjugiertes Bilirubin zeigt also ein Problem der Gallenwege an (seltener liegt die Ursache auch bei der Umwandlung in der Leber).
- Auch der AP-Wert (Enzym-Gruppe Alkalische Phosphatasen) ist dann meist erhöht. Alkalische Phosphatase kommt ebenfalls in vielen Gewebearten vor, aber eben auch in den Gallenwegen. Insofern deutet ein erhöhter AP-Wert bei gleichzeitiger Erhöhung anderer Leberwerte auf eine Schädigung der Gallenwege hin.
- Zudem werden in der Leber einige wichtige sog. Gerinnungsfaktoren synthetisiert (hergestellt), die als Enzyme bei der Blutgerinnung eine wichtige, verstärkende Rolle spielen. Die Anzahl dieser Gerinnungsfaktoren lässt sich mit Hilfe des Quick-Wertes im Blut messen. Ein verminderter Quick-Wert (unter 70%) bedeutet, dass nur wenig Gerinnungsfaktoren im Blut sind (die Gerinnung deshalb länger dauert als normalwerweise). Auch das deutet auf eine Schädigung der Leber bzw. Gallenwege hin.
Leberwerte bei der Blutuntersuchung (Tabelle)
Die folgende Tabelle zeigt die normalen Leberwerte für Erwachsene (*Hinweis: die Werte bei Kindern/Jugendlichen und Schwangeren können abweichen). Die Einheit "U/l" steht für "Units pro Liter (Blut); "kU/l" steht für "Kilo-Units pro Liter (Blut); "mg/dl" bedeutet "Milligramm pro Deziliter (Blut)".
Leberwerte | ||||
Abk. | Bezeichnung | Normwerte Männer | Normwerte Frauen | Siehe auch |
ALAT (=GPT) | Alanin-Aminotransferase | bis 50 U/l | bis 35 U/l | zu hoch zu niedrig |
ASAT (=GOT) | Aspartat-Aminotransferase | bis 50 U/l | bis 35 U/l | zu hoch zu niedrig |
AP | Alkalische Phosphatase | 40 - 129 U/l | 35 - 104 U/l | zu hoch zu niedrig |
GLDH | Glutamat-dehydrogenase | bis 7,0 U/l | bis 5,0 U/l | zu hoch zu niedrig |
GGT, γ-GT | Gamma-Glutamyl-Transferase | bis 60 U/l | bis 42 U/l | zu hoch zu niedrig |
tBil | Gesamt-Bilirubin | bis 1,2 mg/dl (20,5 µmol/l) |
bis 1,2 mg/dl (20,5 µmol/l) |
zu hoch zu niedrig |
dBil | Direktes (konjugiertes) Bilirubin | bis 0,2 mg/dl (3,4 µmol/l) |
bis 0,2 mg/dl (3,4 µmol/l) |
zu hoch zu niedrig |
iBil | Indirektes (unkonjugiertes) Bilirubin | bis 1,0 mg/dl (17,1 µmol/l) |
bis 1,0 mg/dl (17,1 µmol/l) |
zu hoch zu niedrig |
ChE | Cholinesterase | 5,3 - 12,9 kU/l | 4,3 - 11,3 kU/l | zu hoch zu niedrig |
QUICK | Quick-Wert | 70 - 120% | 70 - 120% | zu hoch zu niedrig |
Leberwerte | |||
Abk. | Beschreibung | Normwerte Männer |
Normwerte Frauen |
ALAT (=GPT) | Alanin-Aminotransferase | < 50 U/l | < 35 U/l |
ASAT (=GOT) | Aspartat-Aminotransferase | < 50 U/l | < 35 U/l |
AP | Alkalische Phosphatase | 40 - 129 U/l | 35 - 104 U/l |
GLDH | Glutamat-dehydrogenase | < 7,0 U/l | < 5,0 U/l |
GGT, γ-GT | Gamma-Glutamyl-Transferase | < 60 U/l | < 42 U/l |
tBil | Gesamt-Bilirubin | < 1,2 mg/dl (20,5 µmol/l) |
< 1,2 mg/dl (20,5 µmol/l) |
dBil | Direktes (konjugiertes) Bilirubin | < 0,2 mg/dl (3,4 µmol/l) |
< 0,2 mg/dl (3,4 µmol/l) |
iBil | Indirektes (unkonjugiertes) Bilirubin | < 1,0 mg/dl (17,1 µmol/l) |
< 1,0 mg/dl (17,1 µmol/l) |
ChE | Cholinesterase | 5,3 - 12,9 kU/l | 4,3 - 11,3 kU/l |
QUICK | Quick-Wert | 70 - 120% | 70 - 120% |
Abkürzungen: U/l = Unit pro Liter; kU = KiloUnit = 1000 Units; µmol = Mikromol; dl = Deziliter; mg = Milligramm - Mehr zu den Einheiten
In der Leber werden viele Plasmaproteine synthetisiert (hergestellt). Daher kann auch die Verminderung folgender Protein-Blutwerte ein Hinweis auf eine Schädigung von Leberzellen sein:
- Albumin
- Globuline - z.B. Bilirubin (s.o.), Transcortin
Unregelmäßige Leberwerte deuten darauf hin, dass ein Fehlfunktion der Leber vorliegt. Allerdings lässt sich an einem einzelnen Wert meist keine konkrete Ursache ablesen - erst durch den Vergleich ergibt sich ein "Leberbild". Die folgende Grafik zeigt die Leberwerte als Tabelle (Grafik) - man kann sie herunterladen und / oder ausdrucken.
Falls Sie lieber eine PDF-Datei nutzen, finden sie diese Tabelle hier als
- PDF-Datei: Leberwerte-Tabelle zum kostenlosen Download (20 Kilobyte)
Durch die Bestimmung der Werte ASAT, ALAT und γ-GT lassen sich mehr als 95 % aller Leberkrankungen erkennen.
Leberwerte senken
Die Leber ist ein Organ, dass sich recht gut regenerieren kann.
- Mehr dazu im Artikel: Leberwerte senken - aber wie?
Genetisch bedingte Veränderungen an Leberwerten
Hinweis: es kommt auch vor, dass durch eine genetische Veränderung bestimmte Blutwerte außerhalb der Norm liegen, ohne dass es zu Beschwerden oder Einschränkungen kommt. Abweichende Blutwerten sind daher immer im Gesamtzusammenhang zu bewerten. Das kann nur eine Ärztin oder ein Arzt beurteilen. Diese Website dient dazu, ein solches Gespräch vorzubereiten, damit man es besser versteht.
Weiterführende Links
- Ärzteblatt.de: Gastroenterologie: Erhöhte Leberwerte - was nun?
- Allgemeinarzt-Online: Erhöhte Leberwerte - Keine Bagatelle!
- Ärztezeitung.de: Leberwerte hoch? Fragen, tasten, testen!
- Springer: Frühdiagnostik von Lebererkrankungen
- Bildquelle: "Leberzirrhose" Urheber : eranicle
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