Harnsäure (Blutwert HS)
Harnsäure (Abkürzung: HS) ist das Abbauprodukt von Purin, das ein wichtiger Baustein von Nukleinsäuren ist (Erbgut DNA und RNA). Immer, wenn im Körper eine Zelle abgebaut wird (auch bei der Verdauung "fremder" Zellen), werden solche Nukleinsäuren und damit Purin, also auch Harnsäure freigesetzt. Die folgende Grafik veranschaulicht den Weg der Harnsäure im Körper:

Wenn Nukleinsäuren (irgendwo im Körper) abgebaut werden, entsteht aus dem Purin-Anteil Harnsäure. Diese wird nicht weiter benötigt und mit dem Blut abtransportiert. Der größte Teil der Harnsäure wird in der Niere herausgefiltert und mit dem Harn ausgeschieden.
Harnsäure gehört zu den harnpflichtigen Substanzen und als Blutwert zu den Nierenwerten, anhand derer die Funktionsfähigkeit der Nieren überprüft wird.
- Etwa 80% der Harnsäure wird über den Urin ausgeschieden,
- die verbleibenden 20 mit dem Stuhl.
Wenn Harnsäure nicht richtig abgebaut wird und sich daher im Blut sammelt, kann das unter anderem eine Hyperurikämie bzw. Urämie mit Gelenkschmerzen und/oder Gicht auslösen (viele Harnsäure-Teilchen sammeln sich dann in den Gelenken und bilden zwischen den Knochen eine Schicht - fast so wie feines Schmirgelpapier).
Harnsäure sollte nicht mit Harnstoff verwechselt werden.

Harnsäure in der Nahrung

Vor allem Fisch und Fleisch enthalten tierische Zellen, die während der Verdauung abgebaut werden. Daher steigt nach solchen Mahlzeiten die Harnsäure-Konzentration im Blutserum deutlich an. Normalerweise kein Problem - wenn die Niere normal funktioniert und die Harnsäure in den Nierenkörperchen (Glomeruli) herausfiltert.
Harnsäure-Abbau in der Niere
Die folgende Grafik veranschaulicht den Vorgang in der Niere. Die Funktionseinheit ist ein sog. Nephron. Es besteht aus einem Nierenkörperchen (Glomerulus) und einem Nierenkanälchen (Tubulus). Das zufließende Blut aus der Nierenarterie enthält noch alle Substanzen. Die eigentliche Filter, die Blut-Harn-Schranke, ist in den Nierenkörperchen. Dort werden alle kleinen Substanzen des Blutes herausgefiltert und als sog. Primärharn weitergeleitet.

Im Tubulus werden dann all diejenigen Substanzen, die der Körper gut gebrauchen kann, wieder ins Blut zurückgeführt (resorbiert). Übrig bleibt der Sekundärharn (auch Endharn), inkl. Harnsäure, Kreatinin und Harnstoff. Cystatin C (ein relativ "neuer" Nierenwert) wird zwar herausgefiltert, aber dann direkt verarbeitet bzw. abgebaut.
Der Durchsatz, also die Menge, die ein Nierenkörperchen (Glomerulus) pro Zeiteinheit filtert, wird als glomuläre Filtrationsrate bezeichnet (Abkürzung: GFR).
Harnsäure / Blutserum Normalwerte (Tabelle)
Die übliche Maßeinheit für Harnsäure im Blutserum ist mg/dl (Milligramm pro Deziliter). In manchen Laborbefunden wird auch der SI-Wert in µmol/l (Mikromol pro Liter) angegeben.
Harnsäure-Normalwerte (im Blutserum) | |||
Abk. | Beschreibung | Männer | Frauen |
HS | Harnsäure (im Blutserum) | bis 7,0 mg/dl | bis 6,0 mg/dl |
Bitte beachten Sie, dass die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors.
Das Natriumsalz der Harnsäure, Natriumurat, spielt dabei eine wesentliche Rolle, weil es sich dann als Kristalle (Gicht) oder Steine (Nierensteine) absetzt.
Zu viel Harnsäure, Blutwert HS erhöht zu hoch

Blutwert HS erhöht,
zu hoch
Wenn zu viel Harnsäure im Blut nachweisbar ist, spricht man von einer Hyperurikämie. Das Problem dabei: in Abhängigkeit vom PH-Wert kann Harnsäure kristallisieren. Diese Kristalle können sich dann an verschiedenen Stellen ablagern, z.B. als Nierensteine, in den Sehnenscheiden oder in den Gelenken - mit häufig schmerzhaften Folgeerscheinungen.
Zu den möglichen Ursachen einer Hyperurikämie gehören unter anderem:
- Nierenversagen (Niereninsuffizienz)
- akut
- chronisch (meist aufgrund genetischer Defekte bei der Enzymbildung: Glykogenosen)
- Unausgewogene Ernährung
- zu viel Zucker in der Nahrung
- zu viel Purin in der Nahrung
- Mangelernährung, führt zu Zellabbau im Körper
- Diäten können Mangelernährung zur Folge haben
- Verschiedene Medikamente (z.B. Betablocker oder manche Antibiotika)
- Vergiftungen (können vermehrtes Zellsterben im Organismus auslösen)
- Erkrankungen ...
- des blutbildenden Systems (Hämoblastosen), siehe Blutbildung (Hämatopoese)
- Fettstoffwechselstörung (Hypertriglyceridämie), manchmal angeboren, häufig aber auch aufgrund von übermäßigem Alkoholkonsum, Fettleibigkeit,
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- Bei erfolgreicher Tumortherapie (Strahlentherapie) werden häufig große Zellstrukturen in kurzer Zeit zerstört. Dadurch steigt die Harnsäure-Konzentration im Blut schnell an. In der Folge kann es zu Schädigungen der Niere kommen, die schlicht überlastet ist.
Die angeborene primäre Hyperurikämie wird als Gicht bezeichnet.
Harnsäure im Blut senken - Natürliche Methoden, ohne Medikamente
Das folgende Video zeigt kurz und unterhaltsam, was man unternehmen kann, um den Harnsäurespiegel im Blut zu senken:
Zu wenig Harnsäure, Blutwert HS vermindert, zu niedrig

Blutwert HS vermindert,
zu niedrig
Ein verminderter Harnsäurespiegel ist relativ selten. Ursache ist entweder eine angeborene Erkrankung (Xanthinurie), bei der das Enzym Xanthinoxidase nicht richtig ausgebildet wird.
Ansonsten liegt die Ursache für eine zu geringe Harnsäure-Konzentration meist in der Einnahme von Medikamenten (z.B. Östrogenpräparate).
In den meisten Fällen ist eine geringe Harnsäure-Konzentration eher ein gutes Zeichen: zeigt das doch, dass die Niere einwandfrei funktioniert.
Harnsäure im Urin / selber messen
Natürlich lässt sich Harnsäure auch im Urin nachweisen. Das ist vor allem für Menschen mit (chronischen) Nierenerkrankungen hilfreich. Denn mit einigen sog. Urin-Teststreifen lässt sich auch die Harnsäure-Konzentration im Urin ablesen.

Weitere Nierenwerte
Die folgende Tabelle zeigt die normalen Nierenwerte für Erwachsene (*Hinweis: die Werte bei Kindern/Jugendlichen, Schwangeren und älteren Menschen können abweichen). Die Einheit "mg/dl" steht für "Milligramm pro Deziliter (Blut); "ml/min" steht für "Milliliter pro Minute":
Nierenwerte | ||||
Abk. | Bezeichnung | Normwerte Männer | Normwerte Frauen | Siehe auch |
KREA | Kreatinin (im Blutserum) | 0,8 bis 1,3 mg/dl | 0,7 bis 1,1 mg/dl | zu hoch zu niedrig |
Kreatinin (24h-Sammelurin) | 40 bis 260 mg/dl | 30 bis 220 mg/dl | ||
Kreatinin-Clearance | 100 bis 130 ml/min. | 80 bis 120 ml/min. | zu hoch zu niedrig |
|
Harnstoff | 17 bis 43 mg/dl | 15 bis 40 mg/dl | zu hoch zu niedrig |
|
HS | Harnsäure | bis 7,0 mg/dl | bis 6,0 mg/dl | zu hoch zu niedrig |
CysC | Cystatin C | 0,53 bis 0,95 mg/l | 0,53 bis 0,95 mg/l | zu hoch zu niedrig |
Nierenwerte | |||
Abk. | Bezeichnung | Normwerte Männer |
Normwerte Frauen |
KREA | Kreatinin (im Blutserum) | 0,8 - 1,3 mg/dl | 0,7 - 1,1 mg/dl |
Kreatinin (24h-Sammelurin) | 40 - 260 mg/dl | 30 - 220 mg/dl | |
Kreatinin-Clearance | 100 - 130 ml/min. | 80 - 120 ml/min. | |
Harnstoff | 17 - 43 mg/dl | 15 - 40 mg/dl | |
HS | Harnsäure | < 7,0 mg/dl | < 6,0 mg/dl |
CysC | Cystatin C | 0,53 - 0,95 mg/l | 0,53 - 0,95 mg/l |
Abkürzungen: min = Minute; l = Liter; dl = Deziliter; ml = Milliliter; mg = Milligramm - Mehr zu den Einheiten
Ressourcen / Weiterlesen
- Wikipedia: Harnsäure
- Cholesterin senken (u.a. gesunde Ernährung)