Harnstoff (Blutwert) erhöht / zu hoch
Ein erhöhter Harnstoffspiegel im Blut kann ein temporäres Phänomen sein, wenn man vor der Blutuntersuchung sehr viel proteinhaltig gegessen hat. Denn beim Abbau der Proteine in der Leber wird Harnstoff als Abfallprodukt freigesetzt. Dann wird sich der Harnstoffspiegel innerhalb weniger Stunden wieder normalisieren. Harnstoff selber ist nicht giftig und führt auch bei nur indirekt zu mittelfristigen Schädigungen. Allerdings kann ein erhöhter Harnstoffspiegel auch anzeigen, dass mit der Niere etwas nicht in Ordnung ist. Denn dann wird der Harnstoff möglicherwesie nicht aus dem Blut herausgefiltert, wodurch er sich im Blut ansammelt und den Hernstoff-Blutwert in die Höhe treibt.

Ursachen eines erhöhten Harnstoffspiegels
Ein erhöhter Harnstoffspiegel kann verschieden Ursachen haben, z.B.
- sehr proteinreiche Mahlzeit (z.B. Fisch, Meeresfrüchte, Milch, Käse etc.)
- Nierenerkrankung, z.B. (teilweiser) Nierenausfall, Niereninsiffizienz
- Dehydration (Austrocknung aufgrund von Flüssigkeitsmangel), siehe Blutwert Hämatokrit
- Medikamente
Symptome mit zu viel Harnstoff im Blut
Die typischen Symptome bei erhöhtem Harnstoffspiegel im Blut sind leider sehr unspezifisch. Sie können auch bei vielerlei anderen Erkrankungen auftreten. Zu den Symptomen gehören u.a.
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Müdigkeit
- Unkontrolliertes Zittern
- Kopfschmerzen
- Erbrechen
- Fieber
Was ist Harnstoff?
Harnstoff ist zunächst einmal eine chemische Substanz, die in riesigen Mengen künstlich hergestellt wird. Die kristalline, weiße Substanz ist geruchslos und ungiftig. Aber sie eignet sich hervorragend für vielfältige Zwecke, z.B. als Dünger, in Salben und Kosmetika oder in Klebemitteln.
Harnstoff ist aber auch im Rahmen einer medizinischen Untersuchung als Blutwert von Bedeutung. Denn fast immer, wenn im menschlichen Körper Proteine, also Eiweiße, abgebaut werden, fällt Harnstoff an. Der menschliche Körper produziert pro Tag etwa 20 bis 30 Gramm Harnstoff (in der Leber). Dieser gelangt über das Blut bis in die Niere, wo er herausgefiltert und anschließend im Urin ausgeschieden wird (geringe Mengen Harnstoff werden beim Menschen auch über Schweiß und den Darm ausgeschieden).

Eine erhöhte Harnstoff-Konzentration im Blut kann daher darauf hindeuten, dass die Nieren bzw. genau genommen die Funktionseinheiten (Nephron) mit den Nierenkörperchen (Glomeruli) nicht richtig funktionieren.
Harnstoff Normwert
Die übliche Maßeinheit für Harnsäure im Blutserum ist mg/dl (Milligramm pro Deziliter). In manchen Laborbefunden wird auch der SI-Wert in µmol/l (Mikromol pro Liter) angegeben.
Harnstoff-Normalwerte | |||
Abk. | Beschreibung | Männer | Frauen |
-- | Harnstoff (im Blutserum) | 17 bis 43 mg/dl | 15 bis 40 mg/dl |
Bitte beachten Sie, dass die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors.
Harnstoff als Laborwert relativ unzuverlässig
Die Nieren können jedoch auch bei einer Funktionsstörung immer noch recht zuverlässig Harnstoff abbauen - selbst wenn über 50% der Filterfunktion ausfallen (gomeruläre Filtrationsrate GFR), kann der Harnstoff-Wert noch im Normalbereich liegen.
Daraus ergeben sich einige Schlussfolgerungen:
- Wenn der Harnstoffwert zu hoch ist, scheint eine nicht unerhebliche Schädigung der Niere vorzuliegen.
- Der Harnstoffwert sollte immer mit den anderen Nierenwerte (und gg. weiteren Blutwerten) abgeglichen werden. Dazu gehören Kreatinin, Harnsäure sowie Cystatin C. Ev. ist eine Urinprobe zum Abgleich erforderlich. Nur dann lassen sich realistische Aussagen treffen.
- Vor allem der Nierenwert Cystatin-C, zeigt deutlich zuverlässiger eine Schädigung der Nierenkörperchen (Glomeruli) an.

Harnstoff und Ernährung
Da Harnstoff letztlich das Endprodukt der Proteine ist, hat eine hohe Eiweißzufuhr eine hohe Harnstoffkonzentration zu Folge. Insofern ist Harnstoff im Blutserum nur bedingt ein aussagekräftiger Laborwert. Allerdings führen Nierenschäden fasst immer auch zu erhöhten Konzentrationen im Blutserum, und der Grad der Erhöhung erlaubt gewisse Rückschlüsse über die Schwere der Erkrankung. Als ergänzender Diagnose-Parameter ist der Blutwert Harnstoff daher immer noch verbreitet.
Unterschied zwischen Harnstoff und Harnsäure?
Was ist der Unterschied zwischen Harnsäure und Harnstoff? Beides sind Stoffwechselprodukte, ebenso wie Kreatinin. Jeder dieser Stoffe ist ein Abfallprodukt:
- Harnsäure ist das Abfallprodukt des Purins (Bestandteil von Nukleinsäuren, z.B. DNA)
- Harnstoff ist das Abfallprodukt des Aminosäuren (Proteine, Eiweiß)
- Kreatinin ist Abfallprodukt des Kreatins (Energiespeicher in den Muskeln)
Alle drei sind harnpflichtig, d.h. sie müssen (mit dem Harn) ausgeschieden werden, da es für sie keine weitere Verwendung im Körper gibt.

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